der Arzt Wilhelm Reich
war, wie viele Mediziner und Psychiater jener Zeit als Freud-Schüler und jüngstes Mitglied des Ausbildungskreises (Technisches Seminar) der ganz neu begonnenen Psychoanalytischen Schule in Wien,an der gemeinschaftlichen Forschung zu den Thesen des Meisters, der im internationalen Austausch stand.
In Wien, wo auch Fritz Perls bei ihm lernte, kamen im aufkeimenden Faschismus die ersten Thesen der politischen Verantwortung, dann ab 1930 in Berlin, war er Lehrtherapeut auch für Perls, und wie er (und Laura Perls) Mitglied der KPD sowie der Marxistischen Arbeiter-Schule MASCH.
Otto Gross auf gleicher Spur
Ebenfalls Arzt und Freud-Schüler, und schon beim 1. Psychoanalytischen Kongress in Salzburg im Dissens mit dem Meister: Er war der Vorgänger:
Ebenfalls an der Frage der politischen Deutung der psychoanalytischen Thesen, worauf Freud aber sagte: Wir sind Ärzte und bleiben Ärzte“ und damit den beruflich-analytischen Verdrängungsprozess einleitete: Totschweigen von Andersdenkenden als Methode.
Otto Gross, der schon Anfang 1907 am Montè Verita die Freie Liebe propagierte und auch divers lebte, pendelte zwischen der Schwabinger Bohemè und den Berliner anarchistischen Kreisen, wo er 1920 starb.
Mit CG Jung hatte er eine Zeit lang gegenseitige Analyse gemacht, aber seine Morphin-Sucht und sein auf ihm lastender Vater, der berühmte grazer Kriminologe Hans Gross, der Fingerabdruck-Methoden erarbeitete, machten ihm das Leben schwer, Franz Kafka hatte beide gekannt und in seinen Werken verarbeitet.
Weiter mit Wilhelm Reich
Wegen seiner „soziologischen Schriften“ und seiner eigenständigen Interpretation des (freudschen) Todestriebes als Widerstand (und später formuliert als Charakterpanzer) war er im Dissens mit Freud, und in dessen Bestrebungen, den Nazis keine Angriffspunkte zu liefern, aus der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft gestrichen (ab 1935 „judenrein“, bis dahin stellten Juden einen hohen Anteil der Mediziner und Psychotherapeuten).
Seine Bücher wurden zwei mal verbrannt, in Deutschland und später 1955 (?) in den USA, und sind als Nachdrucke immer wieder wichtig:
Die Massenpsychologie des Faschismus war einer der wichtigsten Raubdrucke der Aufbruchsgeneration in den 60er und 70er Jahren.
das Projekt LSR bringt ausführliche Hintergrundtexte, auch die Texte der
Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie – Organ der Sexpol –
zum Beispiel die unsäglichen Vorgange um den Ausschluss Wilhelm Reichs aus der Internationalen Psychoanalytischen Gesellschaft.
ein künstlerischer Video im Netz eine der peinlichen Seiten bei der deutschen wikipedia wogegen die englische Fassung hervorragend ist.
Etliche verschiedenartige Gesellschaften arbeiten an seinen Gedanken weiter: sehr spannend das lsr-projekt.de eine deutsche Wilhelm-Reich-Gesellschaft und das Orgonon-Museum in den USA (engl.)
„Massenpsychologie des Faschismus“ –
Psychoanalyseklassiker mit bestürzender Aktualität nach 87 Jahren wieder veröffentlicht
„Psychoanalytiker wie Stalinisten fanden 1933, gleichermaßen verblendet, auf Reichs Massenpsychologie des Faschismus keine andere Antwort, als diesen Autor zu ächten. Acht Jahrzehnte später taucht nun der lang verdrängte ’nationalsozialistische Untergrund‘ vor unseren Augen gespenstisch wieder auf. Da wird Reichs legendärer Originaltext von 1933 wieder gebraucht.“
Helmut Dahmer
Am 13. Januar 2020 ist im Psychosozial-Verlag Gießen die ursprüngliche Version von Wilhelm Reichs sozialwissenschaftlichem Hauptwerk erschienen – redigiert und mit einem umfangreichen Anhang versehen.
Reichs Buch ist zugleich ein Zeitzeugenbericht: Ein marxistischer Psychoanalytiker jüdischer Herkunft erlebt, kommentiert und analysiert das Ende der Weimarer Republik und den Siegeszug des Nationalsozialismus. Darüber hinaus deckte Reich psychosoziale Grundzüge des internationalen Faschismus auf, die bis heute nichts an Brisanz verloren haben.
Informationen zum Buch: https://www.psychosozial-verlag.de/2940
Unter der Überschrift „Anatomie des Wahns“ ist hier eine kurze Einführung sowie ein Textauszug nachzulesen: https://www.rubikon.news/artikel/anatomie-des-wahns
WER HAT ANGST VOR WILHELM REICH?
EIN ABEND MIT LESUNG UND MUSIK
17.03.09 – 20 UHR – RATIONALTHEATER MÜNCHEN

——-Einschübe später: ————
Als GestaltlerIn erinnerst du sicher, dass Wilhelm Reich, befreundet und in der Berliner Marxistischen Arbeiterschule zusammen arbeitend mit den beiden, Fritz und Laura Perls, der politische Kopf der psychanalytischen Bewegung der 20er und beginnenden 30er Jahre war und deshalb wohl auch etliches literarisches Echo fand.}}
Bis heute ist es gefährlich, Wilhelm Reich zu zitieren, weil er selbst im Gefängnis landete und seine Bücher in Amerika noch einmal verbrannt wurden.
Ja, noch einmal: Zuerst in den 30er Jahren in Deutschland, weil Psychoanalyse und politische Bildung sowie die sexuelle Aufklärung den Nazis bedrohlich wirkten,
dann in den 50er Jahren in den USA, um nach seinen Uran-Versuchen seiner Orgon-Forschung und seiner politischen Sicht der Psychoanalyse den Garaus zu machen.
Die deutsche Psychoanalyse war bald schon „judenrein“, die deutschen Ärzte konnten die jüdischen Praxen günstig übernehmen und gehörten zu den ersten Nazi-Gewinnlern.
Reichs Bücher wurden als Raubdrucke ein wichtiger Renner und Zünder der Studentenbewegungen, denn dem Orgasmus war wieder einmal verboten, öffentlich genannt zu werden.
Seine Arbeitsweisen tauchten unter anderen Namen trotzdem weltweit auf: Bioenergetik, ….
Massenpsychologie des Faschismus ….
——-weiter die damalige Einladung —————–
… Beim Eintritt haben wir das Konzept H (Hut) eingeführt. Für alle Künstler, die kostenlos im Rationaltheater auftreten, stellen wir das Theater auch kostenlos zur Verfügung. Das heißt, alle mit H gekennzeichneten Vorstellungen, sowie Filme vom Landesmediendienst-Bayern und Filme aus meinem eigenen Archiv, sind für unsere Gäste umsonst, sprich: Eintritt frei. Nach der Vorstellung macht der Hut die Runde und die Einnahmen werden unter den Künstlern und dem Theater geteilt. …
Wer hat Angst vor Wilhelm Reich?
Lesung mit Musik www.nathan-und-die-hochzeitsgesellschaft.de im Rationaltheater München, www.rationaltheater.de


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