Spread the love

Ab Januar 2021 werden wir im Nord-Süd-Forum im Einewelthaus München eine Reihe von Veranstaltungen zu den Methoden von Paulo Freire und Augusto Boal vorbereiten, in denen die Anwendung der befreienden Pädagogik(und ihre ständige Verhinderung)

Die aktuelle Zuspitzung in der brasilianischen Gesellschaft der Anhänger Bolsonaros und der „Generation Freire“ wird ebenso Thema sein wie die aktuelle Umsetzung der pädagogischen Arbeit.

Theater macht Politik

Theater macht Politik

Theater der Unterdrückten nach Augusto Boal

Angesichts globalisierter und komplexer Unterdrückungs-Strukturen bietet Boals Theateransatz wertvolle Ansätze für selbstbestimmtes Handeln und Empowerment. Er nutzt die Kraft, die in jedem von unseren Wünschen nach Veränderung liegt.

In Theater-Werkstätten können wir uns mit Konflikten und gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen und gemeinsam – vielleicht auch mit einem Publikum – nach Lösungen suchen. Ziel ist die Erweiterung des persönlichen und politischen Handlungsspielraums.

Theatererfahrung ist nicht notwendig.

19.9.2021: 100 Jahre Paulo Freire


– und die Theorie dahinter:

befreiung-menschlichkeit AGSPAK Freire

Heute ist es notwendig, die befreiende Pädagogik und die Sprengkraft des Forumtheater neu zu erzählen, weil die Ursprünge und Ausbreitung, aber auch die Einbettung in die verschiedenen Theater-Entwicklungen nicht mehr leicht nachvollziehbar sind.

Neben einigen experimentellen Stücken kommt es mir vor, als wären die Stücke der Staatstheater wieder die selben wie in den 60er Jahren, unterbrochen von einer Textflächen-Vortragung …

… doch habe ich nicht mehr den Einblick und die Begeisterung wie damals, als ich noch „die Giese“ im Werkraum erleben konnte und von Plenzdorffs „Neuen Leiden des jungen W.“ elektrisiert war wie von

Die Übertragung der Pädagogik der Unterdrückten von Paulo Freire in die deutsche Realität. Sie begann in den 70er Jahren über die damaligen Kultur-Botschafter, „Entwicklungshelfer“, vor allem verankert im kirchlichen Bereich.

Im Studium hatten wir erste hektographierte Blätter, getippt und abgezogen in Spiritus-Abzugs-Apparaten, um zu lesen, zu besprechen und zu verstehen, was da in wilden Worten stand: Die Ausdrucksweise und das politisch engagierte Denken waren uns noch fremd.

Dann fand sich die europäische Ebene der Bewusstseinsbildung, in der AG SPAK vertreten durch einen Freire-AK mit einer kleinen Schriftenreihe bewusst-päd.

Daraus erfolgte dann 1992 die Gründung der Paulo-Freire-Gesellschaft in München, über einige Jahre etwa vierteljährlich mit der Herausgabe der „zeitschrift für befreiende pädagogik“, (die Internet-Veröffentlichung wäre ein nächstes Projekt) ab 2005 zog der Verein nach Berlin in eine dort aktive Szene um.

Zur befreienden Pädagogik

plakatdie, wie auch in Süd- und Mittelamerika vor allem in der Erwachsenenbildung angewandt wurde, kam in den folgenden Jahren das Theater der Unterdrückten. Mit seiner später zentralen Methode, dem

Forumtheater

entwickelte Augusto Boal beginnend  in den 70ern eine Methoden-Reihe, die aus der normalen volks-orientierten Dramaturgie und Theaterinszenierung in den Kampf gegen die Militärdiktatur, die Zensur, auch auf die internationale Ebene geriet:

Theater Macht Politik

Theater Macht Politik, Forumtheater nach Augusto Boal. Ein Werkstattbuch

Nach seiner Verhaftung nach einem Auslands-Aufenthalt wurde Augusto Boal verhaftet und sollt ein der Folter gestehen: „sein Vaterland Brasilien im Ausland verleumdet zu haben, in dem er behauptet habe, in Brasilien werde gefoltert“.

Als er auf diesen Vorwurf hin lachte, waren sie nicht sicher, ob er noch bei Sinnen sei … und sie ließen ihn auf internationale Proteste, auch aus Deutschland (Theater heute) ins Exil, das er zuerst in lateinamerikanischen Ländern, dann in Portugal und Frankreich begann, mit einem Lehrauftrag an der Sorbonne und dem Aufbau eines „Zentrum zur Heilung von Autoritäts- und Erziehungs-Schäden.

Augusto Boal Autobiografie

Augusto Boal Autobiografie

In der europäischen Theater- Workshop-Szene, die damals zwischen Bread & Puppet, Living-Theater und existentiellen Clowns, dem „Armen Theater“ von Jerzy Grotowski und den Inszenierungen von Tadeusz Kantor, die unseren Kanon von wilden Theaterleuten erweiterten, fand Augusto eine breite Teilnehmerschaft für große Workshops in München, Berlin und Hamburg, an denen DramaturgInnen und Regisseure sowie Schauspielende mit allen ihren Spiel-Erfahrungen teilnahmen, aber auch Interessierte aus der Bildungs- und Sozialpädagogik, ausgestiegene Lehrkräfte und KünstlerInnen aller Art.

Internationale Treffen in Brasilien und Toronto, Wien, Rotterdam

zur Zeit natürlich eingeschränkt – werden jetzt auch durch kleine Festivals in Berlin, Halle, Wien … weiter geführt

Mythen heißen jetzt Fake News?

Mythen nannte Paulo Freire die ganzen Sprüche, die wir von unseren Eltern und in der Erziehung als „Wahrheiten“, Einschätzungen und „Lebensweisheiten“ ab bekommen und oft unreflektiert übernehmen:

„Jeder ist seines Glückes Schmied“

ist eine typische Lüge der Klassen- und Wettbewerbs-Gesellschaft, die auch noch den ganzen Sport zum Kampf stilisiert hat:

„Das geht nicht, das kannst du nicht, das wird nie was …“

Bei Paulo Freire sind mit Mythen nicht die schönen Märchen, Erzählungen und Sagen gemeint, sondern die falschen Ideen, die uns mit allen Aussagen von Anderen und von Eltern und Lehrkräften mit Bauernweisheiten und Bibelsprüchen, mit Interpretationen und Weltbildern vermittelt werden.

Mit Mythentüten haben wir ganz schnell und einfach alle Erziehungs-Sprüche eingesammelt, die uns seit der Kindheit um die Ohren geflogen sind … und identifiziert, wofür sie vielleicht einmal gut sein konnten, ab wann sie schadeten und wie wir sie beseitigen.

Rolf Schwendter hatte in einer ähnlichen Arbeit in einer Evangelischen Akademie mit älteren Damen ein Lied gemacht:

 Das geht nicht, das kannst du nicht, das wird nie was, 
 Das hat mein Vater schon gesagt, die Mutter auch, 
 Das geht nicht, das kannst du nicht, das wird nie was, 
 Und wer was ändern will, fällt auf den Bauch!

Internationale Seiten und Austausch

Theatre of the Oppressed, a term coined by Augusto Boal, is a series of theatrical analyses and critiques developed in the 1950s.

Theatre of the Oppressed | The Mandala Center for Change www.mandalaforchange.com/site/applied-theatre/theatre-of-the-oppressed

„The purpose of Theatre of the Oppressed is to rehumanize humanity.“ — Augusto Boal Theatre of the Oppressed What is Theatre of the Oppressed?

Das aktuelle Programm ist noch in Arbeit und Entwicklung mit interessierten Gruppen – auch an anderen Orten:

http://theater-erleben.de von Nicole Suchanek in Witten – offen für Studierende

theater der unterdrückten – Harald Hahn www.harald-hahn.de/theaterderunterdrueckten.html

Theater der Unterdrückten“ nach Augusto Boal „ Keine akrobatischen Leistungen sind angestrebt, sondern das Ausschöpfen all dessen, was in uns angelegt …

Fortbildungen in Gauting

jokers_GEIm Institut für Jugendarbeit 1988-

Als europäische Tagung mit Augusto

mit einer Aufführung im Rathaus-Sitzungssaal München, geschildert in „Symbolism in Munich“

Legislatives Theater in Europa?

Bisher leider nur in brasilianisch und english bei Rootledge London

Augusto’s Vortrag in Wien im Justizministerium, als Video auf youtube zu finden, auch Projekte in Berlin

Kuringa-Projekte quer durch’s Land

Szenen und Treffen in Berlin, Potsdam, Halle … mit internationalem Austausch als Zeitschrift für befreiende Pädagogik dokumentiert, mit vielen kleinen regionale Gruppen, und immer wieder gibt es gute Schulprojekte …

Die Kuringas, Mitarbeitende Joker von Augusto Boal im CTO RIO machen in über 70 Ländern der Welt weiter … wie im

Artikel

bewusst – ein früherer Beitrag für ein werkstatt-buch

kann Lernen wirklich Freude machen?

kann Lernen wirklich Freude machen?

academia.edu/12410903/Bewusstseinsbildung_in_der_Theater_Arbeit

Verwandtschaft von Forumtheater und Gestalt

Hier klicken, um den Inhalt von eineweltnetz.org anzuzeigen

https://www.ibidem.eu/media/catalog/product/3/8/3898213331_4.pdf

Symbolismus in München,

deutsche Übersetzung des Artikels von Augusto Boal

Helmut Wiegand Theater im Dialog

Helmut Wiegand Theater im Dialog

Helmut Wiegand (Hrsg.): Theater im Dialog: heiter, aufmüpfig und demokratisch. Deutsche und europäische Anwendungen des Theaters der Unterdrückten. ibidem-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-89821-333-1.

Gute Quellen

dokumente-online.com/die-paedagogik-der-unterdrueckten-von-paulo.html

wikipedia.org/wiki/Paulo_Freire

100 Jahre Paulo Freire – 50 Jahre Pädagogik der Unterdrückten

Augusto Boal auf der Website des Paulo Freire Zentrum | Stefan Lumplecker

www.dialog-on.at/angebote/forumtheater

befreiungsbewegung.fairmuenchen.de/2021-feiern-wir-100-jahre-paulo-freire/

www.buergergesellschaft.de/mitentscheiden/methoden-verfahren/buergerbeteiligung-in-der-praxis-methoden-und-verfahren-von-a-z/forumtheater-legislatives-theater/methodenbeschreibung/inhalt/komplettansicht/