Paulo Freire (* 19. September 1921 in Recife; † 2. Mai 1997 in São Paulo) war ein in Theorie und Praxis international einflussreicher brasilianischer Jurist, Pädagoge und weltweit rezipierter Autor (wikipedia ) und wirkt international in die Kritische Pädagogik wie in die Kritische Theorie: auch das Theater der Unterdrückten als Kritische Praxis
Die Gedanken und pädagogischen Ansätze von Paulo Freire in der Pädagogik der Unterdrückten waren in den siebziger Jahren so revolutionär, dass sie viele Menschen weltweit begeisterten. Konservativen Politikern und PädagogInnen erschienen sie (manchen bis heute) zu „verdächtig“, um sie in unsere Bildungs-Praxis umzusetzen:
Bankiers-Erziehung und „Kultur des Schweigens“
Bankiers-Erziehung nannte Freire die Art, fertiges Wissen in die Köpfe der Kinder einzulagern und wieder abzufragen, Bulimie-Lernen nennen es heute Studierende, wenn sie mit Halbbildung nur für Berufstätigkeit vorbereitet zu werden, statt selbst zu forschen und zu studieren.
Von Alphabetisierung, „educación popular“, solidarischer Ökonomie, lokaler Politik, Bewegung arbeitender Kinder, Konzepte für viele Basisorganisationen, Bildung für nachhaltige Entwicklung, bis zu demokratischer Unternehmensführung gehen die „Auswirkungen“ der „befreienden Pädagogik“ von Paulo Freire.
„Theater der Unterdrückten“ von Augusto Boal
Das „Theater der Unterdrückten“, das Augusto Boal im selben Kontext entwickelte, wie auch Teile der Befreiungstheologie, die „Partzipativen Haushalte“ (Bürgerhaushalte) sowie die Arbeit an der „Lernenden Organisation“ beziehen den Hintergrund von ihm, auch die Idee des Weltsozialforum entstand im Porto Alegre in dieser Bewegung.
Die Arbeit am Tabu bezieht sich grundlegend auf die Themen der „Kultur des Schweigens„.
Zuletzt schrieb Augusto Boal noch eine Aesthetik der Unterdrueckten, die seinen pädagogischen Weg zu einer gesellschaftlichen Sichtweise aus der Arbeit mit den Theater-Methoden beschreibt. siehe auch https://www.pfz.at/paulo-freire/augusto-boal/
100 Jahre Paulo Freire – 50 Jahre Pädagogik der Unterdrückten bei uns
Anfang der 1970er Jahre erschienen Artikel in Zeitschriften und hektografierte Blätter (den Spiritus-Geruch der clandestinen (geheimen) Erleuchtung im Gegensatz zu den muffigen Schulbüchern tragend) mit den Grund-Ideen der Pädagogik der Unterdrückten, und die Bewegungen im Trikont, der „3. Welt“ neben den aufgeteilten Blöcken von Kapitalismus und Diktatur des Proletariat im Kalten Krieg erschienen allen politisch denkfähigen Leuten damals befreiend: 100 Jahre Paulo Freire
Planung von vorbereitenden zoom-Gesprächskreisen, ab März Workshops, Theater in allerlei Gruppen, Teilnahme an einem Kongress der alternativen Bildung, Hochschulprojekten, einer
Was mir Paulo Freire sagt – oder was ich gern dazu wüsste
Der Name Paulo Freire wird oft als Kürzel für dialogische Bildung und das eigenständige Lernen der Kinder und Jugendlichen benutzt, und manche kennen noch die Geschichten von den Alfabetisierungsprogrammen … Kurz zur Sprache kommen sollten: bankiers-erziehung, Kultur des Schweigens, Mythen, und was dich interessiert:
Für manche ist es auch der eher diffuse Hintergrund zum Theater der Unterdrückten von Augusto Boal, der ja öfter bei uns in München war, 1981, … 1995, 1997 und 1999?
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24. Juni (präsent) im http://www.EineWelthaus.de München
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25. Juni (digital) beide 20 Uhr
Austausch „Wer bin ich und was habe ich mit Paulo Freire zu tun?“ (einmal als Präsenz- und einmal als digitale oder hybride Veranstaltung im EineWeltHaus) https://100-jahre-paulo-freire.blogspot.com
http://eineweltnetz.org/lernen-fuer-eine-andere-zukunft-paulo-freire-gab-einige-grundlagen/
Einführungsveranstaltung: „Grundlagen und Schlüsselthemen in Freires Pädagogik der Befreiung“
13. Juli 19:00 Uhr als Präsenz-Veranstaltung im EWH – Terrasse und notfalls Raum 211 oder Saal – mit Ausweichtermin Mitte Juli
Forumtheater mit und für NoSFo-Mitgliedsgruppen
23./26. Juli etwa 3-Stunden-WS am Freitagnachmittag (23.07., 15-18 Uhr), Vorstellung der Szene im Plenum am 26.07. (ab 19 Uhr, ca. 30min)
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Online-VA „Freire und (kommunale) Entwicklungszusammenarbeit“ im Rahmen der VA-Reihe „München global engagiert“ offen (19:00 – 20:30 Uhr)
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Online-VA „Die Rezeption und das Vermächtnis von Paulo Freire heute in Lateinamerika“ mit Oscar Jara (CEAAL) auf Spanisch evtl. mit deutscher Übersetzung
mögliche Termine: 01./07./22./23./24. Oktober jeweils abends
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Online-VA mit Danny Carvajal und Carlos Fritzen SJ
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Online-VA mit Diego Kosbiau, der als Dozent an einer Uni in Florianopolis/Brasilien Lehramtsausbildung mit und nach Paulo Freire gestaltet
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Beitrag zu Paulo Freire beim nächsten Forum Globales Lernen Bayern (EWNB)
25.06. „Theater der Intervention“
Online-Veranstaltung
Jubiläumsfeier / Matinée im EWH
Sonntag 19.09. „Erfahrungen mit Paulo Freire“
Zeitlicher Rahmen: ab 11 Uhr bis 14 oder 15 Uhr, offenes Ende
Radio Lora zum Paulo-Freire Jubiläum Mo 20.09. 20-21 Uhr • Titel: „100 Jahre Paulo Freire“ Alternativ: Gespräch mit „uns“
Kongress in Salzburg http://pfz.at)
Fachgespräch „Globales Lernen, BNE und Paulo Freire“ im Rahmen der Tage der Bildungsalternativen 14./16.10. bildung.anders.machen
40 Jahre Erfahrungen mit Forumtheater :
Buchvorstellung zum neuen Forumtheater-Buch „Visionen der Veränderung – Forumtheater nach Augusto Boal“ (Simone Odierna / Janina Woll (Hg.), AG SPAK) • Details mit Simone Odierna
Jubiläumsjahr „100 Jahre Paulo Freire“
Ideen und Planungen zu einer Veranstaltungsreihe (Stand 16.02.2021)
Die Idee ist, anlässlich des 100. Geburtstages (am 19.09.1921) von Paulo Freire ein buntes Jahresprogramm zu veranstalten.
Zentrale Gedanken der von Freire formulierten „Pädagogik der Unterdrückten“ finden sich in aktuellen Diskursen rund um „Veränderungslernen“, „transformative Bildung“ und (in Weiterentwicklung des Forumtheater nach Augusto Boal) in verschiedenen theaterpädagogischen Ansätzen wieder.
1994 war Freire auf Einladung des NoSFo bereits in München. Wir wollen nun die Auseinandersetzung mit Freire wieder aufleben lassen.
„Mit Freire Integration und Migration denken“ und „Was hat mich/uns an Freire fasziniert?“
Mögliche Stichpunkte: Pädagogik ist nie neutral / Verhältnis Lehrende-Lernende / Der Lehrer ist Politiker und Künstler / Aktion-Reflexion / Lernen dekolonisieren (Beispiele aus der Alphabetisierungsarbeit in afrikanischen Ländern) / Freire & Gramsci / Die Welt lesen lernen / Was muss ich verlernen, um Neues lernen zu können?
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Bewusstseinsbildung vs. Berufsbildung
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Kultur des Schweigens
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Weltsozialforum
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Austausch zu Literatur (Idee: Politische Bildung bei Antonio Gramsci und Paulo Freire: Perspektiven einer verändernden Praxis, von Peter Mayo)
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evtl. über GEW / DGB-Bildungswerk
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weitere Kooperationspartner*innen?
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Der Lateinamerikanische Rat für Erwachsenenbildung (CEAAL) arbeitet intensiv zum Freire-Jubiläum und wird die Links zu deren Online-Veranstaltungen mit uns teilen (auf Spanisch).
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Zusammenstellung Literatur
Aktuelle Literatur zu Paulo Freire
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– Publikation „Desaprender para transformar“: http://www.paulofreireberlin.org/es/projekte/publicacion/25
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– Peter Mayo: „Politische Bildung bei Antonio Gramsci und Paulo Freire: Perspektiven einer verändernden Praxis“, 2007.
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– Zeitschrift „Widersprüche“, Heft 155 (März 2020): „Dialogisches Handeln und Forschen – Mit Freire die neoliberalen Verwüstungen überwinden“(mit Beiträgen von Philipp Andrae, Heinz-Peter Gerhardt, Dietlinde Gipser, Timm Kunstreich, Arnold Köpcke-Duttler, Ronald Lutz, Tilman Lutz, Jutta Lütjen, Michael May, Dirk Oesselmann, Manfred Peters, Marcel Schmidt, Tarkan Tek, Wolfgang Völker, Joachim Weber, Heiner Zillmer)
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– Harald Hahn: „Theater der Unterdrückten als Mosaikstück Gesellschaftlichen Wandels“ (2018)
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und natürlich das neue Buch von Ilse Schimpf-Herken und berliner Kolleginnen:
Begegnung verändert Gesellschaft
Begegnung verändert Gesellschaft Annette Nana Heidhues, Ilse Schimpf-Herken, Marianna Schmidt Quintero:
Ansätze einer von Paulo Freire inspirierten Bildungspraxis – ab Februar lieferbar, bestellen und Inhaltsverzeichnis hier: https://www.ibidem.eu/media/catalog/product/9/7/9783838214450_inhaltsverzeichnis.pdf
"Wenn wir bei der Evaluation unserer Kurse jedes inhaltliche Modul in einem Körperglied einer Raupe symbolisieren und unsere Bewertungen darin niederschreiben, tun wir dies in der Hoffnung, dass der Schmetterling, der am Ende in jedem einzelnen unserer Kursteilnehmer*innen entstanden ist, an einen anderen Ort fliegen ... "
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